Rund Bornholm in 24 Stunden

 

Zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich mal meine Bilder sortiert. Die Geschichte zum Bild oben möchte ich mal erzählen …

Im Winter 2001/2002 machte gerade meinen SSS. Die Praxis war nach über 3000 Seemeilen als Skipper verhältnismäßig leicht. Die Theorie forderte mich heraus. Aber ich schaffte die Prüfungen und hielt Mitte April den „Busführerschein der Meere“ in den Händen.

Schon länger planten mein Freund Ralph und ich einen Törn, der uns an unsere Grenzen führen sollte. Nach den zahlreichen Törns mit größerer Crew wollten wir diesmal ganz bewusst Mitte April zu zweit auf einem kleinen Schiff nonstop um Bornholm segeln. Der Törn sollte erfahrungsreich werden und uns herausfordern. Jetzt in der Nachlese schüttelt man den Kopf und kann sich nicht erklären, wie man so viele Sachen falsch machen kann. Wer mich kennt, weiß, das ich ein sehr vorsichtiger Skipper bin. Die Reise erfüllte unsere Ziele. Sie wurde höchst erfahrungs- und lehrreich. Aber der Reihe nach …

Zuerst war eine Ixylon in Planung. Doch schon bald tendierten wir zu der 6,50m Kieljolle “Valke”. Da aber auch diese Kieljolle nicht wirklich kentersicher war und keinen trockenen Unterschlupf bot, charterten wir letztendlich ein Folkeboot in Altefähr.

Am ersten Tag der Reise waren wir natürlich am Vormittag noch im Büro. Erst gegen Mittag machten wir uns auf den Weg nach Rügen. Unterwegs kauften wir noch ein.

Gegen 16:30 Uhr fand die Bootsübergabe statt. Highlight war die Pütz (Eimer), welcher als Toilette fungieren sollte. Das war genau nach unserem Geschmack.

Zum Abendessen machte Ralph noch einen schönen Salat mit Öl. Als wir diesen dann genossen, entschieden wir bald loszusegeln. “Warum im Hafen warten, wenn wir eh ohne Pause segeln wollten.” Gesagt, getan. Gegen 19:30 Uhr legte wir in Altefähr ab. Der Wind wehte schwach aus Ost. So konnten wir Groß und Fock setzen und sehr entspannt in Richtung Nord zur Ostsee segeln. Nach kurzer Zeit wurde es dunkel und wir schalteten die Positionslichter ein. Als wir Hiddensee erreichten mussten wir dem Tonnenstrich nach Ost folgen.

Schon beim ersten Abzweig liefen wir auf. Große Hektik an Bord. Das Schiff wurde geneigt, der Anker eingesetzt. Nichts passierte. Nach einigem Hin und Her, schauten wir genauer auf die Karte. Aha. Wir mussten auf einer sehr kleinen Sandbank sitzen. Wir schalteten den Motor an und gaben Gas voraus. Und zack – runter waren wir von der Untiefe. Jetzt musste das Schiff klariert werden. Um ruhig zu liegen, machten wir an einer Fahrwassertonne fest. Klar, das soll man nicht machen. Das wussten wir auch. Aber wir waren allein auf dem Wasser. Also befestigten wir die Vorleine und trieben achteraus. Doch schon nach fünf Minuten kam die Schnellfähre nach Hiddensee in Sicht. Wir trieben mitten im engen Fahrwasser. Perfekt. Also schnell wieder den Motor an und die Vorleine gelöst. Gerade rechtzeitig fuhren wir in das Fahrwasser in Richtung Rügen ein.

Mittlerweile war es komplett dunkel und kalt. In dem engen Stichkanal liefen wir mehrmals auf, da der eingebaute Kompass zu stark nachlief. Nach dem dritten Mal setzen wir den beleuchteten Peilkompass ein. Dann lief es dann perfekt.

Nach diesem Stichkanal in Richtung Ost drehten wir nach Nord auf die offene Ostsee. Der WInd nahm zu und wehte jetzt mit ca. drei Windstärken aus Ost. Wir wollten immer noch nach Bornholm.

Gegen 23:00 Uhr begannen wir die erste Wache. Ralph legte sich hin. Ich motorte weiter durch die Nacht. Mittlerweile kam Nebel auf, so dass wir nur nach Kompass fuhren. Ich checkte unser Handfunkgerät. Ich nahm es aus der Tasche und sah, dass es bereits angeschalten und die Batterie leer war. Tolle Wurst. Seenotsignalmittel und eine Rettungsinsel hatten wir aber dabei.

Gegen Mitternacht kamen wir mehr und mehr aus der Landabdeckung. Die Wellen wurden stärker. Dann ging plötzlich der Motor aus. Kurze Schrecksekunde. Aber schnell war klar, dass einfach nur der kleine Tank des Aussenborders leer war. Ich kletterte also auf das kleine Achterdeck und hantierte mit Ersatzkanister und Zapfhahn umher, um den Motor aufzutanken.

Nun ging es weiter in Richtung Nordost. Der Wellengang war mittlerweile so groß, dass der Aussenborder regelmäßig aus dem Wasser kam und aufheulte. Ich überlegte derweil, ob ich mir meine Banane und den leckeren Salat noch einmal durch den Kopf gehen lasse.

Gegen 1 Uhr weckte ich dann Ralph. Er schief ruhig im Salon auf Weintrauben, Keksen, Toastbrot und anderen Lebensmittel, welche heruntergefallen waren. Ich ging völlig unterkühlt und müde schlafen. Immer wieder weckte mich der aufheulende Motor. Nach kurzer Zeit entschieden Ralph und ich, die Segel zu setzen und den Wind zu nutzen.

Jetzt fiel ich in einen tiefen Schlaf. Als ich gegen 3 Uhr wieder wach wurde, kam die Wirklichkeit nur sehr langsam zurück. Zuerst realisierte ich “immer noch dieses Schiff”. Dann “immer noch auf der Ostsee”. Und dann “immer noch mitten in der Nacht”.

In den zwei Stunden hatten wir keinen nennenswerten Fortschritt gemacht. Wir kreuzten westlich vom Kap Arkona. Ralph ging schlafen. Ich kreuzte weiter. Gegen fünf Uhr entschieden Ralph und ich, entkräftet und fertig, dass es sinnlos wäre, weiter gegen den Wind zu kreuzen. Wir wollten einfach nur noch nach Hause. Der Plan war auf den Morgen zu warten und dann mit Rückenwind nach Altefähr zurück zu segeln.

Wir legten das Schiff bei und gingen beide schafen. Ich wachte immer wieder auf und blicke aus der Plicht. Ich dachte Motorgeräusch zu hören, sah aber nichts. Beim dritten Mal fuhr dann tatsächlich einen Frachter in der Nähe.

Um 7 Uhr war es dann hell genug um weiter zu segel. Unser Schiff gab einen armseligen Anblick. Die Segel hab gesetzt. Überall Leinen. Vorn der Anker. Wir klarierten das ganze Schiff auf. Müde und wortlos gingen wir auf Raumschotkurs und segelten den Weg zurück.

Gegen 11 Uhr erreichten wir den Strelasund. Die Sonne schien hell und warm. Wir segelten bei glattem Wasser nach Süd, waren aber immer noch völlig entkräftet.

Vor Stralsund warfen wir dann den Ankern und entspannten kurz in der Sonne. Hier stellten wir fest, dass wir uns dann doch lieber diese Art des Segelns gewünscht hätten. Wir waren um sehr viele Erfahrungen reicher. Und glücklicherweise war weder Schiff noch Mensch zu Schaden gekommen.

Telefonisch informierten wir den Vercharterer , dass wir das Schiff wieder abgeben wollten. Er war natürlich etwas verwundert. Angekündigt hatten wir ja einen fünftätigen Törn rund um Bornholm.

Gegen 12 Uhr machten wir dann in Altefähr fest und legten uns bis 16 Uhr in die Koje. Das folgende Foto entstand nach dem Mittagsschlaf. Wir hatten uns innerhalb von 24 Stunden total verausgabt. Erst am nächsten Abend war ich wieder einigermaßen fit.

Zum Fazit: Wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen. Das trifft hier voll zu. Wir waren glücklich, dass am Schiff alles ganz geblieben und auch uns selbst nichts passiert war.

Unser Schiff hieß übrigens “Das Drama“. Vielleicht hätte uns dieser Name zu denken geben sollen. Die Schiffe mit dem Namen “Die Angst” und “Die Panik” konnte man damals auch chartern. Mittlerweile sind sie nicht mehr im Programm. Vielleicht nicht ohne Grund …

Das haben wir falsch gemacht:

  • von der Arbeit auf die Autobahn, auf das Boot und direkt losgesegelt
  • auf einem fremden Schiff direkt in die Nacht gesegelt
  • Ausrüstung nicht getestet
  • Funkgerät nicht richtig verpackt, so dass es sich entladen konnte
  • an einem Seezeichen festgemacht
  • keinen Eintrag im Logbuch oder Seekarte
  • keine Rettungsweste getragen

Das würden wir heute anders machen:

  • die erste Nacht an Bord schlafen
  • Route entsprechend der Wettervorhersage wählen
  • Ausrüstung (Funkgerät, Kleidung, Seenotsignalmittel, Kochgeschirr, usw.) vor dem Auslaufen checken
  • Rettungswesten tragen

Stilvoller Wandkalender aus Kiel – ideal für Segler

Unter dem Namen „the real kiel 2016“ veröffentlichte Tom Körber einen Wandkalender mit wunderschönen Motiven aus Kiel am und auf dem Wasser.

Der Kalender ist 60cm breit und 20cm hoch, also eher ein kleiner Wandkalender. Die Bilder sind harmonisch stilvoll und vermitteln eine sehr schöne Stimmung.

Tom Körber ist ein Multitalent – Journalist, Chefredakteur & Herausgeber des Sailing Journal – die Vogue unter den Segelzeitschriften, begnadeter Fotograf und Kiel-Fan. Daher drehen sich auch viele seiner Projekte um die Stadt an der Kieler Förde.

Sein Kalender „the real kiel 2016“ ist ab sofort im Buchhandel, bei Wittstock, im Citti Park, im KN-Shop, bei Kiel Marketing, auf www.tomkoerber.de und natürlich hier erhältlich.

Für eine Bestellung schreib mir einfach eine E-Mail an kontakt@steffen-lelewel.de. Der Preis pro Kalender liegt bei 22,90€. Porto & Versand kosten 7,00 €.

Welcher Kalender hängt in Deiner Wohnung oder Deinem Büro? Schreib kurz einen Kommentar.


Direkter Kontakt zu Tom:

Tom Körber
Esmarchstraße 61
24105 Kiel
0431.888 67 79
info@tomkoerber.de


Bilder des Kalenders „the real kiel 2016“:

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Titelblatt des Jahreskalenders „the real kiel 2016“

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Kalenderblatt „Juni 2016“

September_Web

Kalenderblatt „September 2016“

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Übersicht aller Kalenderblätter 2016

Segeltörn von Stockholm nach Warnemünde

Sonnenuntergang auf Segelyacht auf der Ostsee
Sonnenuntergang auf Segelyacht auf der Ostsee